Pressestimmen

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Miller Anderson
Stuttgart, Laboratorium
Na so etwas. Mitten in der Woche, eine Stunde vor Konzertbeginn und das Stuttgarter Laboratorium (zugegeben natürlich keine Riesen-Location sondern ein gemütlicher kleinerer Laden mit 68er-Charme) ist schon mehr als gut gefüllt und das Wort “Ausverkauft“ macht schnell die Runde. Also nichts wie rein und Plätze sichern, so lange es noch welche gibt. Ok, direkt neben in der Bühne mit dem Rücken vom Keyboarder direkt vor der Nase, aber was Besseres gibt es schon nicht mehr. Immerhin, wann bekommt der durchschnittliche Stuttgarter schon noch einmal einen Musiker zu sehen, der bei Woodstock auf der Bühne stand? Dazu hat MILLER ANDERSON ja im Laufe seiner über 40 Jahre andauernden Karriere in zahlreichen Bands gespielt, die nicht nur Rock- und Blues-Nostalgikern feuchte Augen vor Freude bereiten: KEEF HARTLEY BAND (mit der eben auch in Woodstock), SAVOY BROWN, SPENCER DAVIS GROUP, MOUNTAIN, T. REX. Darüber hinaus arbeitete er mit CHRIS FARLOWE, PETE YORK, IAN HUNTER, JON LORD oder ROGER CHAPMAN zusammen. Es gibt wahrlich langweiligere Biographien.

Für seine aktuelle Tour hat er neben dem alten Hasen Kris Gray am Bass(u.a. ex-EDGAR BROUGHTON BAND) zwei junge Musiker aus Fulda mit dabei, die nicht nur den Altersdurchschnitt drücken sondern sich auch als fabelhafte Sidemen entpuppen sollten, die dafür sorgten, dass der Abend nicht gar zu nostalgisch-betulich wird. Zum einen Frank Tischer am Keyboard (und bei der RAY-CHARLES-Nummer Let’s Have A Ball auch am Gesang) und dazu Tommy Fischer (sonst auch ab und zu mit GUILDO HORN unterwegs) am Schlagzeug. Mit High Tide And High Water aus dem Album “Bluesheart“ ging es gleich einmal mit recht knackigem Blues-Rock los. Und in der Folgezeit bot der Schotte einen breiten Querschnitt durch seine bunte musikalische Vita, wobei recht viele KEEF HARTLEY-Songs dabei waren, insbesondere vom ersten Album “Halfbreed“, wie zum Beispiel der Gänsehaut erzeugende Slow Blues Just To Cry.

Überhaupt war die Setlist schön ausgewogen zwischen langsam und dann wieder zupackender. Und ANDERSON hatte sein Publikum prima im Griff, mit kleinen Späßchen und launigen, brit-humorigen Ansagen. Als Sänger ist er ohnehin noch voll im Saft und auf der Gitarre beweist er neben klassische britischer Blues-Schule auch immer mal wieder ein Faible für JIMI HENDRIX (Leavin’ Trunk). Natürlich darf auch Boogie Brothers, der Vorzeigesong von SAVOY BROWN, als ANDERSON mit Kim Simmonds und Stan Webb ein Gitarren-Trio der Extraklasse bildete, nicht fehlen. Zwischendurch kam dann auch einmal eine Art Singer-/Songwriter-Atmosphäre auf, als ANDERSON solo den WILLIE NELSON-Klassiker Across The Borderline (auch auf ANDERSONs 1998er Album “Celtic Moon“ enthalten) zum Besten gibt. Bevor es dann zu besinnlich wird, wirft man mit Little Man Dancing vom Album “Bluesheart“ ein bisschen funkigen Stoff in den Ring. Besonders der großartige Frank Tischer kann hier tüchtig Gas geben und Kris Gray, nach ANDERSONs Aussage nur wegen dieser Qualitäten mit in der Band, gibt den Tanzbären.

Nach der Pause wird es dann wieder klassisch bluesig mit ROBERT JOHNSONs Ramblin’ On My Mind. Anschließend bekommen auch die Jungspunde in der Band ihre Spielwiese: frank Tischer im schon erwähnten Let’s Have A Ball und Tommy Fischer mit einem Schlagzeugsolo samt Jonglage-Einlage mit den Drumsticks. Die Band präsentierte sich gut eingespielt, insbesondere ANDERSON und Tischer warfen sich die Bälle zu und es herrschte einfach eine entspannt gute Stimmung, die den ganzen Abend andauerte. Jedenfalls schlug die Abgeklärtheit ANDERSONs nie in Routine um, er wirkte spielfreudig und mit sich im Reinen. Dazu tat, wie erwähnt, die Integrierung der beiden jungen Musiker aus Fulda (“Tischer und Fischer – nicht verwandt“, so ANDERSON) dem Bandgefüge und der Balance zwischen Souveränität und Euphorie spürbar gut. Zum Abschluss des zweiten Sets gab es dann, immer wieder gerne von ANDERSON genommen, den ANIMALS-Welthit (zumindest ist die erfolgreichste Version des Songs von dieser Band) The House Of The Rising Sun.

Natürlich war eine Zugabe fällig (am Ende wurden es zwei), vom durchaus nicht mehr ganz jungen Publikum (logisch, bei dieser Musik, die in den Sechzigern und Siebzigern fusst) lautstark gefordert. Die Hommage an seine schottische Heimatstadt Houston, auch entsprechend lautmalerisch dargeboten, ist nochmals eine richtig schöne Abgeh-Nummer mit Rock N’ Roll-Feeling, bevor dann mit Eye On The Prize
Ralf Stierlen, 18.02.2010  
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Lorsch / Musiktheater Rex
Einen wundervoll entspannten Rock- und Bluesabend konnten die Zuschauer im Rex in Lorsch genießen. Miller Anderson, Woodstock Veteran und Gitarrist, Sänger und Songwriter so unterschiedlicher Bands wie Keef Hartley Band, Savoy Brown, Hemlock, Dog Soldier, Mountain, T.Rex oder Spencer Davis Group (um nur ein paar der wichtigeren Hausnummern zu nennen), gab sich die Ehre und lud mit seiner noch relativ jungen Band in diesen
etablierten Musikclub.

Das Programm orientierte sich an der Setlist der letztjährigen Live CD (Kritik auch hier im Magazin nachzulesen). Allerdings wurden die meisten Songs in längeren, durchweg mit hoher Spielfreude und vor allem Spielwitz dargebotenen Versionen zelebriert. Dabei lag das Hauptaugenmerk bei der Songauswahl des sympathischen Schotten bei den älteren Stücken aus der mittlerweile seit 47 Jahren andauernden Karriere. So brachte er Juwelen aus der Zeit mit Keef Hartley ('Just To Cry', 'Sinnin' For You') oder von Savoy Brown ('Boogie Brothers') genauso wie einen Song seiner ersten Soloscheibe "Bright City" aus dem Jahr 1971 ('High Tide And High Water'). Trotz der langen Jams verkam die Musik dabei zu keinem Zeitpunkt zu einer reinen Selbstdarstellung oder zu jener Form unangenehmen Bluesrocks, der in den letzten 15 Jahren so oft sein hässliches Haupt gezeigt hat, wenn lediglich technisch versierte Gitarristen ohne jegliches Gefühl die Bluesskalen herauf- und herunterjagen. Ganz anders Miller Anderson. Hier hat der bekennende Langsamspieler genau den Weg gefunden, wie man jedem Ton Ausdruck verleiht. Hier wird nicht unnötig herumgegniedelt - Jeder Ton ist an seinem Platz. Und trotzdem gab es ein hohes Maß an Spontaneität. Wenn z.B. für einige Sekunden in einem Solo plötzlich das James Bond-Thema oder Griegs 'Hall Of The Mountain King' angespielt werden, wenn in der Zugabe 'Spoonful' plötzlich das Riff von 'Smoke On The Water' untergebracht wird (und sich der Drummer dabei vor Lachen fast wegwirft), wenn inmitten einer ergreifend gesungenen Version von Nina Simones 'Don't Let Me Be Misunderstood' die Akkorde und der Text von 'All Along The Watchtower' gespielt wird und die soulige Powerstimme Miller Andersons plötzlich in eine nasale Bob Dylan
Parodie verfällt.

Zwischen den Songs erwies sich der Schotte als ein überaus charmanter Geschichtenerzähler, der immer wieder beteuerte, nicht gut Deutsch zu können, der dann aber mit einem wundervollen deutsch-englischen Kauderwelsch die Besucher wundersam in seinen Bann zog. Und auch die Tanzeinlagen seines ebenso liebenswerten und vollschlanken Bassisten Kris Gray zu 'Little Man Dancing' sorgten für mehr als einen Lacher (vor allem nach der drolligen Bemerkung "He's Michael Jackson's father!").

Die Besucher des ordentlich gefüllten Rex hatten einen wundervollen Abend. In dieser Form sind Musiker, die sich langsam dem Rentenalter nähern, immer noch unverzichtbar und ein Gewinn für jede Bühne! Chapeau! Am 19.März tritt Miller Anderson übrigens in der Harmonie in Bonn auf. Dieser Auftritt wird dann für den Rockpalast des WDR aufgezeichnet werden. Das sollte man sich nicht entgehen lassen!
Frank Scheuermann
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Wiesbadener Hauptbahnhof
Live Konzert zum Feierabend
Besondere Klänge hallten am Freitagabend durch den Wiesbadener Hauptbahnhof. E-Gitarre und ein Schlagzeug waren zuhören, anstatt Lautsprecherdurchsagen und quietschende Bremsen der Züge. Um 18:30 Uhr spielte die Miller Anderson Band im Westbereich des Bahnhofs. Viele zufällig vorbeikommende Pendler und Reisende kamen und lauschten der Musik.
Die Wiesbadener Werbegemeinschaft des Hauptbahnhofs veranstaltete am Freitag zum zweiten Mal ein besonderes Musikevent in der Bahnhofshalle. Das Konzert der Miller Anderson Band startete bereits um 18:30 Uhr. Neben den rund 200 Besuchern die das Konzert von Anfang bis zum Ende verfolgten, kamen noch viele zufällig Bahngäste vorbei, die gerade von der Arbeit kamen oder mit dem Zug wegfahren wollten. Sie alle blieben kurz oder länger stehen und genossen die Musik. Durch die Hallenatmosphäre konnten die Zuhörer eine besondere Akustik erleben und ließen sich von der Band und der guten Stimmung mitreisen. 

Zwei Stunden musikalische Unterhaltung
Gut zwei Stunden spielte die Miller Anderson Band. "Das Konzert war fantastisch. Die Veranstaltung in der Bahnhofshalle war schon etwas einmaliges" sagte Isabelle Klumper. Ihr Freund Dominik Reis findet: "Die musikalische Darbietung hat mir zum einen sehr gut gefallen und außerdem ist es eine besondere Atmosphäre hier im Bahnhof." Und so feierten die Besucher am Freitagabend ausgelassen mit.
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Ein Woodstock-Veteran, der sein Feuer bewahrt hat

Gitarrist Miller Anderson im ausverkauften Weiler Kesselhaus.

Es kommt nicht jeden Tag vor, dass im Dreiländereck ein Musiker gastiert, der bereits beim Woodstock-Festival auf der Bühne stand. Am Dienstag war es so weit: Im Gitarristen und Sänger Miller Anderson trat bei der ersten von neun Weiler Bluesnächten der neuen Saison ein Künstler auf, der das legendäre Hippie-Festival 1969 als Mitglied der Keef Hartley Band miterlebt hat. Nun sind Verdienste der Vergangenheit noch kein Garant für einen magischen Konzertabend in der Gegenwart. Wenn sich aber ein Veteran wie Miller Anderson, der in diesem Jahr 71 geworden ist, sein Feuer bewahrt hat und junge Musiker um sich schart, die ihn kongenial unterstützen, dann sind wie im vollbesetzten Kesselhaus in Weil-Friedlingen alle Zutaten vorhanden für einen denkwürdigen Abend.

Die Band startet mit einem Song des Albums "Bluesheart" (2003). Bereits hier spielt der Keyboarder Frank Tischer, dessen expressive, mitunter manisch anmutende Mimik allein schon sehenswert ist, ein Hammondorgelsolo, für das er frenetischen Szenenapplaus erntet. Bei dem unter anderem von den Rolling Stones eingespielten Klassiker "Route 66" übernimmt der Tastenmann dann erstmals den Hintergrundgesang. Zu seiner Linken glänzt der "junge Mann of the Band", wie Miller Anderson den Bassisten Janni Schmidt nennt, mit rasanten Bassläufen, die den Stücken mitunter ihre mitreißenden Funk-Einsprengsel verleihen wie bei "Little Man Dancing", dem Abschluss der ersten Konzerthälfte, der sich zum mehr als zehnminütigen Parforceritt entwickelt. Schlagzeuger Tommy Fischer beherrscht sein Arsenal an Perkussionsinstrumenten virtuos und bearbeitet die Felle auch schon einmal im wuchtigen Stil des Led Zeppelin-Schlagzeugers John Bonham.

Miller Anderson selbst präsentiert sich abgeklärt, ohne gelangweilt zu wirken. Er hat es nicht nötig, mit seiner Ausrüstung zu imponieren. Zwei Gitarren und das überlegt genutzte Wah-Wah-Effektpedal reichen ihm. In aller Seelenruhe sucht er sich für seine Bluesharp-Einlagen das passende Instrument aus, wohl wissend, dass da eine virtuose Band in seinem Rücken agiert. Bezeichnend ist eine Szene bei "Route 66": Miller Anderson spielt ein Bluesharp-Solo, das ob seiner Rasanz Szenenapplaus erntet. Der Bandleiter aber winkt nur dankbar lächelnd ab und zeigt auf seinen Keyboarder, der gerade zu einem Pianosolo ansetzt: Ihm solle doch bitte jetzt die Aufmerksamkeit gelten.

Am Tag zuvor trat die Miller Anderson Band bereits im Berggasthof Waldhaus in Schopfheim auf. "Da war kein Ton so wie gestern", schwärmt ein begeisterter Besucher beider Konzerte. In Weil gehen die mehr als 70 Besucher bei Klassikern wie "Help Me" von Sonny Boy Williamson begeistert mit, vor allem als Miller Anderson den Mittelteil von Bob Marleys "Buffalo Soldier" einbaut. Auch zwischen den Songs erweist der Bluesrocker anderen Musikern seine Reverenz – und sei es in Form einer Parodie, so bei den markanten Stimmen von Johnny Cash und Bob Dylan, die er stilgenau trifft.

Zum Ende des gut zweieinhalbstündigen Konzerts gerät "Hey Joe" in der Jimi-Hendrix-Version zum Fanal an der E-Gitarre. Kaum vorstellbar, was jetzt noch kommen könnte. Aber es kommt noch etwas als Zugabe – als Hommage an den Deep-Purple-Keyboarder Jon Lord "When a Blind Man Cries".
 
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